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DIY or die

Im kalten Deutschland muss man sich jetzt immer mehr Beschäftigungen im Innenbereich des Hauses suchen. Bevor der Kälteeinbruch endgültig kommt, haben wir aber noch einen dauerhaften Auslauf aus Holzbalken für die Esel gebaut. Ganz nebenbei versuchen wir die Esel auch etwas mehr zu zähmen und Laura trainiert sie ab und zu. Als es dann fast jeden Tag regnet und sehr kalt wird, helfen wir Lydia hauptsächlich bei den letzten Renovierungsarbeiten in der Küche. Dabei benutzen wir viele Werkzeuge zum ersten Mal, wie beispielsweise einen echten Zimmermannshobel von Opa oder einen Trennschleifer. Es ist schön, Lösungen auszutüfteln und am Ende das fertige Ergebnis zu sehen. Seit mehreren Tagen versuchen wir, eine Tür anzupassen und haben dabei schon sehr vieles ausprobiert. Lydia hat mehrere alte Türen aus einem alten baufälligen Haus bekommen. Weiß gestrichen und mit neuen Klinken versehen sehen sie aus wie neu und man hat eine Menge Geld gespart. Nebenbei installieren wir noch neue Ofenrohre, um das Wohnzimmer und die Küche heizen zu können. Lydia lässt uns vieles selbst entscheiden, hilft uns aber wo sie kann und wir sind begeistert von ihren Ideen. So sollen neben dem Ofen in der Küche ein ausziehbares Wäschegestell und eine Dörrvorrichtung für Obst eingebaut werden, um die Hitze zu nutzen.

An einem etwas wärmeren Tag bereiten wir eine der Schafweiden auf den Winter vor. Der Weidezaun muss so zusammengebunden und gestrafft werden, dass sich kein Wild darin verfangen kann und die untersten Litzen im Frühjahr nicht einwachsen. Dabei bestaunen wir die wunderschöne, 2ha große Wiese, die unter Naturschutz steht und auf der seltene Pflanzen wachsen. Außerdem stehen sehr alte Eichen auf dem Gelände, die ebenfalls unter Schutz stehen. Am Ende installieren wir noch eine Wildkamera, um zu überprüfen, ob sich Wölfe in dem Gebiet herumtreiben. Für uns als Naturschützer stellt er ein wichtiges Tier im Ökosystem dar, für Landwirte ist er eine mögliche Gefahr. Leider gibt es nicht immer gute Möglichkeiten, die Schafherde zu schützen. Das hängt von den Gegebenheiten des Geländes ab und der Staat lässt die Landwirte leider mit diesem Problem ziemlich alleine.

Diese Woche haben wir zwei große Schafställe ausgemistet und die Tränken für die Schafe frostsicher isoliert und mit Fraßschutz versehen, außerdem einige Heuballen bewegt und Raufen befestigt. Dadurch, dass wir viele Verantwortlichkeiten haben und uns die Zeit selbst einteilen können, haben wir ganz oft das Gefühl, auf unserem eigenen Hof zu arbeiten. Lydia erwartet nie eine bestimmte Anzahl an Arbeitsstunden, sie ist dankbar für jede Hilfe und wir übernehmen diese Projekte einfach gern freiwillig. Sie sucht außerdem junge Leute, die den Hof einmal übernehmen und im Sinne der Nachhaltigkeit weiter bewirtschaften. Gerne soll der Hof wieder mehr der Selbstversorgung dienen. Sie hat uns schon angeboten, dass wir darüber nachdenken sollen, weil sie sehr glücklich darüber wäre. Wir können das natürlich jetzt im Moment nicht machen, sind aber dennoch dankbar für ihr Vertrauen und freuen uns sehr über die Möglichkeit.

Die große Garage, in der 3 Generationen Werkzeuge und Zubehör angehäuft haben, bietet für jedes Problem eine Lösung, man muss nur lange genug suchen. Der Dachboden ist außerdem voll mit alten Nähmaschinen und Nähzeug, da Lydias Vater Schneider war. Für Arno ist es ein Paradies und vielleicht findet er ja die Zeit, einige Nähmaschinen auszuprobieren oder zu reparieren.
Das größte Highlight in dieser Woche war der Besuch einer Freundin von Lydia. Sie hat ein altes Spinnrad vom Flohmarkt gekauft, es wieder fit gemacht und sich selbst das Spinnen beigebracht. Sie hat uns das Spinnrad auf Lydias Wunsch geliehen und uns gezeigt, wie man Wolle spinnt. Noch können wir es nicht, aber wir wollen fleißig üben und sind uns sicher, dass wir es schnell lernen werden. Es ist eine wirklich tolle Beschäftigung, an langen dunklen Winterabenden die Wolle von den eigenen Schafen zu verspinnen. Wir freuen uns sehr, dass wir die Möglichkeit bekommen, dieses Handwerk zu lernen. Es gibt sicher viele Menschen, die noch ein altes Spinnrad irgendwo haben und es nicht benutzen. Das ist zu schade, da der Mechanismus total genial und einfach ist. Es macht großen Spaß, sich daran zu versuchen. Und so kann man in den nächsten Wochen wohl noch öfter das regelmäßige Geräusch des drehenden Rads in unserem Häuschen hören...