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Schlossherren für eine Woche

Es regnet. Es stürmt und hagelt, der Boden ist ein einziger Matsch. Mit schönem Wetter sind wir seit unserer Ankunft nicht gerade gesegnet. Es ist zwar ziemlich warm, tagsüber bis zu 10°C, aber es ist fast immer grau und nass. Wenn mal die Sonne scheint, genießen wir das sehr und die Vögel fangen auch gleich an zu zwitschern.

Diese Woche wird es ernst. Richard verabschiedet sich schon am Sonntag, Camilla folgt ihm am Dienstag Vormittag und gibt uns noch ein paar letzte Anweisungen, denn bis Montag sind wir alleine auf dem Anwesen und versorgen die Tiere. Wir waren aber im Voraus schon sehr entspannt, weil die Abläufe hier klar und einfach sind und die Pferde sich alle gut händeln lassen. Der Umgang mit Hunden ist noch recht neu für uns, aber Babe und Lisa machen es uns leicht. Sie hören und sind gut erzogen. Wir dürfen natürlich auch reiten und nutzen das auch. Arno aktiviert nochmal seine Beinmuskeln und übt das Traben auf Obispo, dabei gibt es sehr gute Fortschritte. Laura versucht sich an neuen Pferden: Diesmal sind es Elan und Nico. Ersterer ist mittlerweile 25 Jahre alt und ein (noch topfitter) Rentner. Früher ist er Springturniere auf höchstem nationalem Niveau gegangen. Das merkt man ihm auch an, er ist eifrig und äußerst gut erzogen. Solche Pferde zu reiten macht natürlich Spaß. Es ist aber auch sehr schön zu erleben, wie sie ihr Alter auf der Weide genießen können und nichts mehr leisten müssen.

Aufregend war auch ein Spaziergang mit Tentacion und Doobie Dam am Freitag. Die Beiden sind nicht ganz so nervenstark und waren anfangs sehr aufgekratzt. Aber nach 15 Minuten haben sie sich beruhigen lassen und wir konnten die Sonne und das schöne Gelände um das Chateau herum genießen. Bis zum Ende unseres Aufenthaltes hier wollen wir das auf jeden Fall nochmal auf dem Pferderücken wiederholen!

Am Mittwoch war der Regen sehr stark und wir konnten nichts mit den Pferden machen. Da haben wir uns kurzerhand entschieden, Camillas Rat zu folgen und einen Ausflug in die mittelalterliche Stadt Sainte-Suzanne zu machen. Das ist der einzige Touristenmagnet in dieser Region, aber um diese Zeit des Jahres waren wir glücklicherweise komplett alleine dort. Wir sind an der Stadtmauer entlang gegangen, haben den mittelalterlichen Garten bestaunt und uns an den kleinen Details an den Steinhäuschen erfreut. Es wäre zu schön, mal in ein solches Gebäude hineingehen zu können.

Am Donnerstag haben wir auf Richards Empfehlung mal einen anderen Wochenmarkt in der Nachbarstadt ausprobiert. Auch da gab es wieder viele lokale Leckereien, mit denen wir unseren Korb füllen konnten. Die Landfrauen verkaufen Maroni, Kürbisse, Wintersalate, Wurzelgemüse und sogar Mairübchen gibt es hier schon. Außerdem Äpfel und Kartoffeln aus dem Lager. Bei kleinen Bäckereien gibt es regelmäßig Baguette und ab und zu mal ein süßes Gebäck. Unser Kühlschrank ist also wieder gut gefüllt und wir können wieder am Herd kreativ sein.

Auch die wahre Schlossherrin, die 15jährige Katze Mozart, hat uns ab und an mit ihrer Anwesenheit beglückt (wenn sie nicht gerade 20 Stunden im Doppelbett schläft...). Die Abende haben wir meist oben im Chateau verbracht, um den Hunden Gesellschaft zu leisten und es sehr genossen.

Einige wenige frostige Nächte gab es auch schon, wir spalten also weiterhin fleißig Holz. Wenn Camilla und Richard zurück sind, werden wir die Pferde etwas intensiver trainieren, um sie nach der langen Winterpause wieder fit zu kriegen.

Wir sind glücklich, dass die Woche so gut verlaufen ist. Dass Camilla und Richard uns ihr vollstes Vertrauen ausgesprochen haben, weil sie mit unserer Arbeit sehr zufrieden sind, freut uns auch sehr.