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Kochen für den Weltfrieden

Unsere letzte Woche in Crann Og steht ganz im Zeichen der nächsten Wochenendveranstaltung. Direkt nach dem Men's Circle bleiben nur ein paar Tage, um alles wieder sauber und hübsch für das Yoga-Retreat zu machen. Das Angebot richtet sich speziell an gestresste Stadtmenschen, die eine Auszeit von Job und digitaler Welt wollen. Von Donnerstag bis Sonntag gibt es Yoga- und Meditationsstunden, geführte Spaziergänge im Naturwald, Geschichten am Lagerfeuer, kein WLAN und vegetarische Voll(wert)verpflegung. Letztere ist, neben dem Putzen aller genutzten Räume und Bäder, Hauptaufgabe der Freiwilligen. Das gut gebuchte Event ist vor allem eine Herausforderung, seit das junge Paar, das 3 Jahre lang mit Marion und Flor hier gelebt hat, nicht mehr da ist. Dafür wohnt hier zwar jetzt ein anderes Paar Freiwilliger, aber die Beiden haben noch wenig Erfahrung auf dem Gebiet.

Nach tagelanger Planung und mehreren Großeinkäufen geht es am Donnerstag dann los. Die ersten Kuchen werden gebacken, die Suppe für das Abendessen wird gekocht und Brotteig geknetet. Eins muss man dem Team hier lassen: Sie sind absolut motiviert, alles selbst zu machen. Anspruch und Wirklichkeit klaffen aber noch etwas auseinander, wenn es um die Beschaffung der Zutaten geht. Anstatt so viel wie möglich aus dem Garten zu nutzen und nur wenige, dafür hochwertige Zutaten zuzukaufen, wird das Meiste einfach vom Supermarkt geholt. Aber das lässt sich wieder auf die finanzielle Lage im Moment zurückführen. Zumindest die Frühstückszutaten sind zum Großteil bio. Die Gäste (und wir beim Resteessen) sind rundum begeistert von Curry, Ofengemüse, Suppen und Falafel.

Wir beide haben hauptsächlich geschnippelt, abgewaschen, Tische dekoriert und die Küche geputzt. Wir hatten aber als Team zusammen mit den anderen sehr viel Spaß und es war glücklicherweise dank guter Planung nicht zu stressig. Das Programm für die Gäste war super und am Ende alle zufrieden. Marion und Flor können selbst so viele verschiedene Aktivitäten durch ihre breit gefächerten Zertifikate und Interessen anbieten, dass die Einnahmen nicht noch mit einer außenstehenden Person geteilt werden müssen. Uns stimmt nur etwas nachdenklich, wieviele essenzielle Arbeiten hier die Freiwilligen verrichten - was, wenn zwei Tage vor dem Event jemand ausfällt oder abreist? Uns wäre so etwas zu riskant. Auch lastet viel Verantwortung auf unbezahlten Schultern, ob das immer so gut ist, sei mal dahingestellt. Die Woche verging durch die ganzen Vorbereitungen wie im Fluge und schon ist ein ganzer Monat hier vorbei.

Unser Fazit? Die Holzküche, den Yogaraum und die Upcycling-Ideen werden wir vermissen. Wir haben weniger Praktisches gelernt, als wir uns erhofft hatten. Aber wir haben jede Menge Wissen um vermeidbare Probleme für unsere persönliche Zukunft mitnehmen können. Wir haben in der ganzen Zeit leider kein persönliches Verhältnis entwickeln oder tiefgründige Gespräche mit unseren Gasteltern führen können. Aber umso mehr wissen wir jetzt zu schätzen, wie gut wir in Österreich oder England aufgehoben waren. Arno hat hier eine kleine Reise- und Persönlichkeitskrise durchlaufen. Aber der Men's Circle war eine einzigartige Erfahrung und wir haben beide wieder sehr viel Energie für Neues. Laura hatte einige entnervte Tage, wenn sie 6,5 Stunden lang Unkraut jäten und putzen musste, was hier eher Frauenarbeit ist. Aber in den Yogastunden ist sie aufgeblüht und hat sich in der Zeit hier verbindlich für eine 4-wöchige Intensivausbildung zur Yogalehrerin angemeldet. Es ist ganz schön viel passiert im letzten Monat. Wir sind froh, jetzt weiterzuziehen und trotzdem werden wir Irland in sehr guter Erinnerung behalten. Die Natur und das Klima sind hier ganz besonders, und die Menschen auch. Vor allem, wenn man das Glück hat, noch auf ältere Einheimische zu treffen.
Eine essenzielle Sache haben wir für unsere verbleibende Reisezeit fest beschlossen: Es lohnt sich für uns nicht mehr, auf einen Hof zu ziehen, wo wir nur unbezahlte Arbeitskraft sind. Freiwilligenarbeit ist schön, aber nur dann wirklich wertvoll, wenn beide Seiten auch viel daraus mitnehmen können. Das Kosten-Nutzen-Verhältnis hat hier für uns nicht so richtig gestimmt, auch weil wir schon so lange unterwegs sind und uns Vieles nicht mehr neu ist. Wir würden eigentlich gerne mehr Verantwortung übernehmen und dafür auch eine faire Gegenleistung bekommen, oder zumindest viel wertvolle Tipps zum Gärtnern und Selbstversorgen mitnehmen. Mittlerweile fühlen wir uns fit genug, theoretisch einen ganzen Garten selbst zu beaufsichtigen, während die meisten Höfe es gewohnt sind, Freiwillige zu haben, die noch nie auf einem Bauernhof gearbeitet haben (und mit jäten als Hauptaufgabe zufrieden sind).

Dieser Anspruch erschwert natürlich die Suche nach Gastgebern. Es fühlt sich für uns einfach falsch an, wenn ein Hof auf Freiwilligenarbeit angewiesen ist und ohne diese das ganze Konzept nicht aufgeht. Dann ist aus unserer Sicht etwas in der Planung unausgereift. Und leider sorgt das dann für Unmut bei den jungen Leuten, die mit viel Motivation hierhergekommen sind. Das haben wir auch in Gesprächen mit den anderen Freiwilligen feststellen können.

Wir haben schon eine Alternative in Skandinavien in Sicht, aber dazu in ein paar Wochen mehr. Jetzt geht es für uns erstmal für anderthalb Wochen nach Schottland. Wir erwarten dort nicht viel, sondern wollen einfach gerne noch das letzte Land der britischen Inseln entdecken und einer jungen Familie beim Aufbau ihres Permakulturgartens helfen. Was man eben in der kurzen Zeit so machen kann. Danach kann es ins Abenteuer Skandinavien gehen!