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Wiedersehen mit der Familie

Die letzten Tage in Schottland waren für uns nochmal richtig produktiv. Wir stellten unser großes Beet fertig und bepflanzten es am Ende. Nach einigen Planungssitzungen hatten wir uns mit Sophia entschieden, wie wir die Pflanzen anordnen wollen. An einem Ende des Beetes, das wir etwas breiter gemacht haben, soll ein Block Zuckermais wachsen. Direkt daneben bzw. dazwischen setzten wir einige Sonnenblumen, die sich gut mit dieser Pflanze vertragen. Ans andere Ende kommen in ein paar Wochen Topinamburknollen. Ins längliche Zwischenstück setzten wir Artischocken, rote Beeten und je zwei Wirsing- und lila Brokkolipflanzen. Dadurch haben wir einigermaßen die Pflanzgemeinschaften in der Permakultur berücksichtigt und den Platz hoffentlich ideal ausgenutzt. Umrandet wird das Beet von einem Weg aus Rindenmulch, um Unkräuter zu unterdrücken.
In den letzten zwei Tagen durften wir sogar noch eine besondere Form des Beetes anlegen: das sogenannte Hügelbeet. Ursprünglich ist es für Hinterhöfe mit wenig Platz gedacht, da es durch die Form die Anbaufläche vergrößert, ohne mehr Grundfläche zu verbrauchen. Dafür werden verschiedene Schichten an organischem Material verwendet. Die Basis bildet grobes Holz wie große Äste. Darauf bieten sich Grassoden an, die man mit der bewachsenen Fläche nach unten wie Kacheln auflegt. Darauf kommt noch eine kleinere Schicht Zweige und oben schließt man mit guter Komposterde ab. Die unteren Schichten werden über die Jahre verrotten und so zusätzlich etwas Wärme erzeugen und allmählich Nährstoffe freigeben. Der richtige Winkel ist hier ziemlich entscheidend, denn wenn das Hügelbeet zu steil abfällt, fällt beim Jäten zu viel Erde ab. Insgesamt erscheint es uns als interessante Nutzungsform, aber wirklich notwendig ist es nur bei besonderen Standorten. Deshalb waren wir auch froh über den Ort, den Sophia für das Hügelbeet ausgewählt hat. Auf dem Grasstreifen neben dem Fluss haben die Vorbesitzer jahrelang Holzstücke und Äste gelagert, die nach und nach verrottet sind. So ist ein kleiner Erdhügel entstanden, der sich aus der umgebenden Fläche, die regelmäßig überflutet wird, heraushebt. Die Erde war schon recht nährstoffreich und leider voller Brennesselwurzeln. Nachdem die aber erst einmal grob entfernt wurden, hatten wir eine gute Grundlage für das "Lasagnebeet".
Zum Schluss durften wir es auch noch mit knolligem Sauerklee (Oca), Tomaten, Artischocken und Salaten bepflanzen. In ein paar Wochen kann Sophia auch die Kürbispflanzen in das Beet setzen. Es sieht super aus und alle waren mit dem Ergebnis zufrieden.

Dann war es für uns an der Zeit, die britischen Inseln nach zwei Monaten zu verlassen. Wir hatten eine unglaublich schöne Zeit dort und wir werden die Menschen und Projekte sehr vermissen. Highlights waren für uns das Legen der Hecke, der Men´s Circle und die Cliffs of Moher. Die Mentalität und die Sprache behalten wir auch in sehr guter Erinnerung.
Unser nächstes Ziel heißt Skandinavien, genauer Schweden. Wir wollten von Anfang an hier den Sommer verbringen und hatten ursprünglich gehofft, eine Fähre von Schottland nehmen zu können. Leider wurden vor einigen Jahren alle Verbindungen gecancelt und wir mussten einen langen Umweg über Land nehmen. Das war aber eine sehr gute Entscheidung, denn so konnten wir Arnos Familie in Berlin treffen und uns da für 2 Tage und 2 Nächte eine Auszeit nehmen. Das Wetter war sehr sonnig und heiß, für uns erstmal noch ganz ungewohnt. Wir haben es aber sehr genossen. Nach der ersten ausgiebigen Begrüßung und Wiedersehensfreude haben wir persisch gegessen, uns an die Spree gesetzt, Live-Musik gelauscht und uns mit Limonade und Kaffee erfrischt. Abends ging es für uns dann zu einem Konzert, Arnos Familie ist ins Theater gegangen. Am nächsten Morgen haben wir dann italienisch-afrikanisch gebruncht und sind anschließend auf den berühmten Flohmarkt am Mauerpark gegangen. Hier gab es echt viel zu sehen und einiges zum Stöbern. Neue und innovative Dinge wechselten sich ab mit Second-Hand-Kleidung und Trödel. Dann hieß es auch schon Abschied nehmen und packen für den Nachtzug nach Malmö. Wir möchten uns noch einmal ganz herzlich bei Franzi, Arnos Ex-Mitbewohnerin, für die tolle Unterkunft und die Gespräche bedanken. Wir sehen uns bald wieder! Und Danke an Mama, Oma und Ingo für die schöne Zeit, es hat sich wie ein Kurzurlaub angefühlt!

Unsere Suche nach Gastgebern in Schweden war anfangs etwas frustrierend. Wir hatten Angst, wieder in eine Situation zu geraten, in der wir uns ausgebeutet fühlen und wenig lernen. Schließlich sind nur noch 2 Monate zum Reisen übrig und die wollen gut investiert sein. In einer spätnächtlichen Frustration in Irland hat Laura einen Hof mit Bio-Café und solidarischem Landwirtschaftsbetrieb angeschrieben und gefragt, ob unsere Arbeit auch bezahlt werden kann. Immerhin haben wir jetzt einiges an Erfahrung und trauen uns auch zu, Verantwortung für eigene Projekte zu übernehmen. Mit einer Antwort hatten wir nicht wirklich gerechnet, schließlich haben alle Höfe die gleichen finanziellen Schwierigkeiten. Völlig überraschend haben wir dann eine Zusage erhalten! Jetzt sind wir für die kommenden zwei Wochen auf diesem Hof zum Probearbeiten als Freiwillige. Danach werden wir persönlich mit den Chefs einen möglichen Arbeitsvertrag aushandeln. Wenn beide Seiten sich einigen können, werden wir hier den gesamten Rest unserer Zeit verbringen. Den Hof stelle ich dann nächste Woche genauer vor, da wir gerade erst angekommen sind. Es ist eine gute Gelegenheit für uns, die Reisekasse aufzufüllen und für ein unterstützenswertes Projekt zu arbeiten.